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Portugal in 100 Objekten
Münze aus Gold

Armas do Rei de Portugal, in Livro do Armeiro-Mor, 10 (Wappen des Königs von Portugal).
Der Livro do Armeiro-Mor ist ein kostbar illuminiertes Manuskript, hergestellt um 1509, während der Regierung des Königs Manuel I. Dieser Codex ist ein sog. Armorial, also ein Wappenbuch, welches Bilder der Wappen-Heraldik Portugals und Europas enthält. Es wurde von João do Cró hergestellt und wird als eine der Spitzenleistungen portugiesischer Illuminierkunst betrachtet. Es wird im Nationalarchiv Torre do Tombo verwahrt.

Das Wappen Portugals

Vie Portugiesen hören gar nicht gerne, daß Portugal durch einen Franzosen entstanden ist, aber so war nun mal der Lauf der Geschichte. Graf Heinrich von Burgund (Henri de Bourgogne, comte de Portugal), ein französischer Adliger, der dem König von León im Kampf gegen die Mauren zu Hilfe geeilt war und dem König Alfonso VI bereits seine Tochter Teresa versprochen hatte, erhielt im Jahre 1096 als Lehen ein Gebiet zwischen den Flüßen Minho und Mondego, das Grafschaft Portucale (Condado Portucalense) genannt wurde — nach dem Ortsnamen Portucale, mit dem man seit dem 9. Jahrhundert eine Stadt an der Mündung des Douro bezeichnete, Portus Cale, die heutige Stadt Porto).

Henri
Heinrich von Burgund, Graf von Portucale

Henri de Bourgogne wurde als Sohn Heinrichs von Burgund (1035–1074) geboren, ist also Abkömmling des französischen Königshauses der Kapetinger. Da er als jüngerer Sohn keine Aussicht hatte, in Burgund auf den Herzogsthron zu kommen, wählte er eine Militärkarriere, wurde Ritter und kam so an den Hof König Alfonsos VI. von Kastilien.

Nach Kastilien bestanden bereits familiäre Verbindungen, denn Alfonso VI. war mit einer Tante Heinrichs verheiratet. Um 1093 heiratete er Theresia von León, die nichteheliche Lieblingstochter Alfonsos VI. Als Mitgift erhielt er 1096 oder 1097 die wieder errichtete Grafschaft Portucale, zuzüglich der Gebiete Nordportugals, die Alfonso VI. im Rahmen der Reconquista gerade von den Mauren erobert hatte, als erbliches Lehen.

Henri de Bourgogne nahm den Titel eines Grafen von Portucale an. Er gründete das Erzbistum Braga. Als Alfonso VI. 1109 starb, begann er die Grafschaft Portucale immer mehr aus der Lehnsabhängigkeit von Kastilien zu lösen. Er leistete damit eine entscheidende Vorarbeit, daß sein Sohn und Nachfolger, Afonso Henriques, schließlich die Unabhängigkeit Portugals von Kastilien (1139) erklären und sich selbst zum ersten König von Portugal ausrufen konnte.

Henri de Bourgogne blieb aber zeitlebens König Alfonso VI durch Lehnspflicht untertan; er hat sich in der Stadt Guimarães niedergelassen. Im Jahre 1112, nach dem Tode des Grafen Henri, übernimmt Teresa die Regentschaft der Grafschaft Portucale, solange ihr Sohn Afonso Henriques minderjährig ist.

Teresa beginnt, sich Königin zu nennen, aber die Konflikte mit dem Klerus und vor allem ihre Intimität mit Fernão Peres, einem galizischen Edelmann, dem sie die Regierung der Bezirke Porto und Coimbra übertrug, führen zur Revolte der Adligen um den eigenen Sohn, die von der Verwaltung der Regierungsgeschäfte entfernt worden waren.

Münzprägung von Afonso Henriques mit dem damaligen Wappen Portugals.

1125 - Im Alter von 14 Jahren schlägt der junge Afonso Henriques sich selbst zum Ritter — ein Brauch, der Könige vorbehalten war. 1128 findet die Schlacht von São Mamede (Guimarães) statt, zwischen den Anhängern des Infanten Alfonso Henriques und denen seiner Mutter. Sie wird besiegt und Henriques übernimmt die Geschicke der damaligen Grafschaft Portucale

1143 – Afonso Henriques wird als König von Portugal anerkannt und bricht die Lehensbande zu seinem Cousin, dem Kaiser Alfonso VII von León, ab. Die Eroberung mehrerer Gebiete von den Mauren ermöglicht es ihm, die Grenze des jungen Königreichs nach Süden auszudehnen; Lissabon wird 1147 den Mauren entrissen, alle dort lebenden (mozarabischen) Christen blutig unterdrückt. Der mozarabische Bischof von Lissabon wird geköpft.

Papst Alexander III erkennnt im Jahre 1179 mit der Bulle „Manifestis Probatum“ Afonso Henriques als König von Portugal an und verlieh diesen Titel auch an dessen Nachfolger.

Das Wappen vom König Afonso Henriques

Favaíto - ein Moscatelwein aus dem Dourogebiet - ist die einzige portugiesische Marke, die sich mit dem urprünglichen Wappen Portugals schmückt.

Der Überlieferung nach gilt folgende Interpretation: Die fünf blauen Schilde (Quinas) repräsentieren fünf maurische Könige, die Afonso Henriques in der Schlacht von Ourique vernichtend schlug.

In jeder Quina befinden sich fünf Silbermünzen. Die fünf Münzen sollen die fünf Wundmale Christi (!) darstellen. Zählt man kreuzweise die Münzen in den Schilden und zählt die in dem mittleren Schild doppelt, ergeben sich 30 Münzen. Diese stehen für die 30 Silbermünzen, die Judas für den Verrat an Jesus Christus erhielt... Einfach, oder?

Spätere Könige fügten weitere Elemente an, die schließlich zu der oben dargestellten Wappenform führten. Diese Grafik ist heute nach wie vor gültig — und unterstreicht symbolhaft, daß Portugals der älteste unabhängige Staat Europas ist. (Die Zeit der spanischen Herrschaft (1580-1640) wollen wir an dieser Stelle unter das Wappen kehren.)

Obwohl das klassische Portugal-Wappen auf unzählige Hoheitssymbole zu sehen ist - z.B. auf der portugiesischen Flagge - gibt es Verbände, die nicht dieses, sondern die sog. Cruz de São Jorge in Kopplung mit dem Wappen benuzten. Zum Beispiel der Fußballverband. Das Sankt-Georg-Kreuz des Märtyrers, der 305 gestorben sein soll, wurde während der Kreuzzüge von den Kreuzfahrern als Symbol benutzt.

Georg war einer der populärsten Heiligen des Mittelalters – beliebt vor allem auch beim Adel und unter Rittern. Dies führt zu einer Vielzahl von internationalen Verwendungen des Georgskreuzes in verschiedenen christlichen Ländern – beispielsweise von Äthiopien über Russland und Portugal bis England. Seit dem 13. Jahrhundert ist das einfache Georgskreuz die Flagge Englands, dessen Schutzheiliger Sankt Georg ist. Als solches ist es auch Bestandteil des Union Jack.

Literatur

Livro do Armeiro-Mor (1509). 2.ª edição, Academia Portuguesa da História/Edições Inapa, 2007

Albuquerque, Martim de; Lima, João Paulo de Abreu e. Introdução, Notas..., in Livro da Nobreza e Perfeiçam das Armas, Nachdruck durch Edições Inapa, 1987.

Azevedo, Francisco de Simas Alves de. Uma Interpretação Histórico-Cultural do Livro do Armeiro-Mor. Edição privada, 1966

Gomes, Rita Costa: The Making of a Court Society. Kings and Nobles in late Medieval Portugal. Cambridge University Press, 2003

Monteiro, Nuno Gonçalo: "17th and 18th century Portuguese Nobility in the European Context: A historiographical overview". e-Journal of Portuguese History, Vol. 1, number 1, Summer 2003

Pizarro, José Augusto Sotto Mayor: Linhagens Medievais Portuguesas: Genealogias e Estratégias 1279-1325, vol. I-III. Universidade Moderna do Porto, 1999

Seixas, Miguel Metelo de; Rosa, Maria de Lurdes. Estudos de Heráldica Medieval, Caminhos Romanos, 2012

Abweichende Heraldik? Raul Meireles, Bruno Alves und Pepe führen das neue Trikot der portugiesischen Fußballmanschaft vor. Hier ist nicht nur das klassische Wappen von Portugal, sondern auch die sog. "Cruz de Cristo" zu sehen. Dank Nike. Foto: DN.

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