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Schatzfund von Gaio, 1996Die Puniker (Phönizier) haben in der Nähe von der Hafenstadt Sines eine Handelskolonie errichtet; davon zeugt ein spektakulärer Fund von Artefakten, die in einem Steingrab lagen. Die Schmuckstücke für eine (hochgestellte) Frau sind aus Gold, Silber, Elfenbein und Buntglas hergestellt worden. Der Schatzfund von Gaio (Tesouro do Gaio) wurde 13 km südöstlich von Sines, bei Feldarbeiten gemacht. Die Bucht von Sines (Küste des Alentejo) war im Altertum einer der wenigen sicheren Häfen an der Felsküste Portugals zwischen dem Cabo de São Vicente (ganz im Süden) und die für den Handel wichtigen Mündungen der Flüsse Sado und Tejo. Der Schatz gehörte zu einer Bestattung in einer aus Platten konstruierten Steinkiste, über die sich ein Grabhügel wölbte. Erst zwei Monate nach der Zerstörung des Grabes wurde der Fundplatz untersucht. Beim Durchsieben der Erde gelang es, den Schatz um einige kleinere Stücke zu ergänzen. Eines schönen Tages im Mai war Francisco da Silva Campos in seiner Herdade do Gaio beim Pflügen eines Feldes. Plötzlich stolpert der Pflug über Steine und legt ein Grab frei. In den Jahren 1966 und 1967 wird die Fundstelle von José Miguel da Costa mit einer Sonde untersucht. Grabkeramik taucht auf, aber die Inhalte sind geplündert worden. Nachdem Parallelen zum Schatz von Aliseda (Cáceres, Spanien) gefunden wurden, wird der Fund in Gaio der tartessischen-punischen Kultur zugeordnet und in das 7. Jahrhundert v.u.Z datiert. Der Schatz ist punisch, aber die Symbolik ist ägyptisch eine durchaus gängige Kombination. In den Arrecadas (Luxus-Ohrringe aus Gold) ist wohl die Göttin Hathor abgebildet. Im Siegelring aus Elfenbein ist der Skarabäus von Tutmosis III graviert. Der Tesouro do Gaio ist im Museu de Sines ausgestellt.
# Dokumentation Michael Blech. Händler und Handwerker. Frühe Beziehungen Portugals zur Welt des Mittelmeeres In: Hermanfrid Schubart et al. (Hrsg.) Funde in Portugal. Göttingen/Zürich, Muster-Schmidt 1993 |