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Portugal in 100 Objekten

 

Fado ist Weltkulturerbe der UNESCO

Der Fado gehört seit 2011 zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO.

Bei seiner Sitzung im indonesischen Bali stimmten 23 Delegierten einstimmig dem Aufnahmeantrag zu, der formell von der Stadt Lissabon, vertreten durch das Fado-Museum, gestellt wurde.

Als Symbol nationaler Identität und als populärste Liedform war der Fado 2010 zur Aufnahme in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes bei der UNESCO angemeldet worden.

Als Botschafter des Fado traten die bekannte Sängerin Mariza sowie der Fado-Interpret Carlos do Carmo auf.

Wie die port. Presse berichtete, hatte Lissabons Bürgermeister António Costa, der in Bali anwesend war, einen beeindruckenden Auftritt vor dem UNESCO-Kommitee.

Nach einer kurzen Ansprache hielt er sein iPhone an das Mikrofon und spielte Estranha forma da vida, ein Fado gesungen von der Sängerin Amália vor. Die Anwesenden erhoben sich anschliessend mit grossem Applaus.

Ai! Fado - Lissabon seufzt

Das Lamento Lissabons, der Gesang der Gassen in der Altstadt und der zwielichtigen Tavernen, der Dichter und der Seeleute, der Huren und der blinden Straßensänger.
Ein Gesang wie das kariöse Lächeln der Nacht.

Oder ein kommerzialisiertes Klischee, das man eigentlich nur ertragen kann, wenn man voll des guten Weines ist, den man in den "Original-Fado-Clubs" für Touristen aber eher nicht eingeschenkt bekommt ?
Fado ist ein Thema, mit dem man in Portugal auch den gleichmütigsten Menschen wahlweise auf die Palme oder auf eine rosarote Wolke bringen kann.

Tonnenweise wurde Papier bedruckt, um die Ursprünge des Fado, seine Geschichte und Entwicklungsformen, seine Inhalte und Absichten, seine Psychologie, die Geschichte seiner Interpreten usw. festzuhalten, zu analysieren, anzugreifen oder zu verteidigen.

Soviel scheint klar: Die Geschichte des Fado beginnt im letzten Jahrhundert mit der legendären Sängerin Severa, einer barfüßigen Gestalt, die, so sagt man, mit dem Graf von Vimioso liiert war. Ein rührendes Märchen der sozialen Versöhnung. Wäre sie es nicht gewesen, hätte Severa zumindest dieses Gerücht in die Welt setzen müssen.

Genau das war der Fado vor über hundert Jahren - ein Märchen der Versöhnung: Grafen und Aristokraten steigen hinab in die Fado-Tavernen der armen Viertel Lissabons, sie sitzen in den Salons der Bordelle und trinken Wein mit Huren und Zuhältern, diesen exotischen Gestalten, die so herrlich Gitarre spielen und traurige Lieder singen... denn offensichtlich haben Reiche und Arme denselben Geschmack, sie lieben dieselbe Musik.

"Ein fataler Irrtum !" stöhnt Joaquim Pais de Brito, Direktor des Ethnologischen Museums in Lissabon. "Vergessen Sie nicht, daß ein normaler Fadosänger im letzten Jahrhundert keine Zähne mehr besitzt, daß er Syphilis und andere Krankheiten hat, daß er wenig schläft und ißt und sehr viel trinkt, daß seine Stimme immer wieder bricht und daß ihn Welten von den vornehmen Aristokraten trennen... Natürlich schmeichelt es ihm, daß ihm jemand aus den höheren Kreisen zuhört, wie sollte es auch nicht, denn schließlich fühlt sich der Fadista eigentlich minderwertig."

Also doch kein Märchen, zumindest kein wahres. Aber irgendwann hat der Fado den Sprung aus den Bordellen in die Salons geschafft. Und der Diktator Salazar wiederholte in seiner fast vierzigjährigen Regierungszeit unermüdlich, der schicksalsergebene Fadogesang sei ein Ausdruck der portugiesischen Volksseele.

Mag sein, daß auch die Königin des Fado von dieser Public Relation des Regimes profitiert hat. Amália Rodrigues schlug sich zunächst als Blumenverkäuferin durch, bevor sie in den alten Lissaboner Fado-Cafés Karriere machte.

Jedenfalls sind sich die beiden feindlichen Lager, Fado-Fans und Fado-Gegner in einer Hinsicht einig: auf die Legende Amália lassen sie nichts kommen...