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Portugal in 100 Objekten
Guitarra

Heute gibt es zwei Typen der modernen portugiesischen Gitarre, ein Modell aus Coimbra und eines aus Lissabon. Das Modell aus Coimbra ist etwas größer und hat eine Mensur von 470 mm, gegenüber 440 mm bei dem aus Lissabon.

Die Art der Verzierung sowie die Gestaltung von Kopf und Wirbeln sind unterschiedlich. Die 12 Saiten sind in 6 Paaren zu je 2 Saiten angeordnet. Man unterscheidet zwei verschiedene Stimmungen des Instruments: die Lissabon- und die Coimbra-Stimmung. Lange Zeit wurde die portugiesische Gitarre mit den Fingernägeln gespielt, heutzutage werden jedoch meist künstliche Fingernägel (unhas) benutzt.

Die portugiesische Guitarra

Diese Gitarre ist ein urbanes Musikinstrument, beheimatet vor allem in der Hauptstadt Lissabon und der Universitätsstadt Coimbra. Sie dient den Fado-Interpreten als Begleitinstrument, wird aber zunehmend als Soloinstrument geschätzt.

Große Interpreten, wie zum Beispiel der virtuose Carlos Paredes, haben die Guitarra zum wohlgelittenem Instrument befördert. Heute haben einige Meister des Faches bereits so viel Popularität wie die angesagten Fadosängerinnen und -Sänger. Dazu gehört auch der Komponist und Gitarrist António Chainho.

Der Musiker Pedro Caldeira Cabral, selbst ein virtuoser Interpret, hat viel geforscht und Publikationen über die portugiesische Gitarre herausgebracht. Custódio Castelo ist als Virtuose und Komponist einer jungen Musikergeneration bekannt, die sich einer neuen Interpretation des Fado verschrieben hat.

Die portugiesische Gitarre ist ein Saiteninstrument aus der Familie der Kastenhalslauten. Ein Drittel kleiner als eine klassische Gitarre, hat sie einen birnenförmigen Korpus aus Holz und 12 Saiten aus Stahl. Die Herkunft der portugiesischen Gitarre lässt sich nicht mit Sicherheit belegen. Ursprünglich wurde das Instrument Cítara genannt und daß sie im Barock als die portugiesische Variante unter mehreren europäischen Kousinen existierte, hat Pedro Caldeira Cabral belegt.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die portugiesische Gitarre in ihrer heutigen Form. Damals fand sie ihren Platz in den Musiksalons des oberen Bürgertums, aber auch in armen städtischen Tavernen und Spelunken hörte man sie. „Silêncio, que se vai cantar o Fado!” – so werden die Zuhörer in einem Lokal daran erinnert, daß eine Fadosession gleich anfangen wird, und daß man dazu unbedingt Ruhe seitens des Publikums wünscht...

Im Lissabon der Jahrhundertwende war die Guitarra bald unzertrennbar mit dem Fado verbunden; die Sänger ließen sich typischerweise von einer Guitarra und einer Viola begleiten – und so ist es bis heute geblieben.

Meister Pedro Caldeira Cabral

Pedro Caldeira Cabral (*1950), Virtuose auf der Gitarra, Komponist und Leiter verschiedener Musikfestivals, erlernte schon als Kind die portugiesische, die klassische Gitarre und die Barockflöte.

Später studierte er Musiktheorie, Kontrapunkt und Harmonielehre am Konservatorium in Lissabon. 1970 begann er das Studium der Laute, Viola und diverser Zupf- und Blasinstrumente alter Musik. Er gründete und leitete die Ensembles La Batalla und Concerto Atlântico, die sich auf Mittelalter- und Renaissancemusik spezialisierten.

Als Komponist entwickelte Pedro Caldeira Cabral seinen persönlichen Stil auf der Grundlage der klassischen Sologitarre, kombiniert mit den Originaltechniken der traditionellen Instrumente und Elementen des musikalischen Erbes mediterraner Überlieferung. Als Virtuose der Guitarra Portuguesa erweiterte er deren Solorepertoire mit Transkriptionen von Werken von Bach, S. L. Weiss, Scarlatti, Seixas, de Murcia, de Visée und vielen anderen. Genauso spielte er Uraufführungen zeitgenössischer Komponisten.

Er forschte traditionelle Instrumente und erarbeitete mit Ernesto Veiga de Oliveira zusammen die zweite und dritte Ausgabe des Buches Traditionelle Portugiesische Instrumente, erschienen bei der Fundação Calouste Gulbenkian, 1982 und 2000. Er erstellte das komplette Inventar und die organologische Klassifizierung der Sammlung Michel Giacometti im Musik-Museum von Cascais.

Sein Buch Die portugiesische Gitarre, erschienen 1999 bei Ediclube in Lissabon, ist die erste Monografie zur Entstehung des Instruments und seiner historischen Entwicklung, inklusive Ikonografie, Organologie und Repertoire. Cabral komponierte Musik für Theater, Kino, Fernsehserien und Ballett und war als Virtuose der portugiesischen Gitarre intensiv auf Tournee in Europa, Asien und in den USA. Er war für die künstlerische Leitung des Internationalen Festivals der Guitarra Portuguesa auf der Welt Expo 98 verantwortlich, die in Lissabon stattfand.

Zwischen 2001 und 2009 war er der Leiter des Mittelaltermusik-Festivals in Carrazeda de Ansiães, Portugal. Seit 2006 ist er Produzent und Manager des Festivals Som das Musas in Vila Flor, Portugal. 2007 war er Initiator und Ideengeber des 1. Internationalen Symposiums zur Portugiesischen Gitarre in Coimbra, in Zusammenarbeit mit dem Orquestra Classico do Centro und der Universität Coimbra.

Tonträger

Eine Auswahl seiner Solo-Tonaufnahmen enthält: Guitarras de Portugal, Tecla (1971), Encontros, Orfeu (1982), A Guitarra nos Salões do Século XVIII, Orfeu (1983), Pedro Caldeira Cabral, EMI (1985), Duas Faces, EMI (1987), Guitarra Portuguesa, GHA (1991), Momentos da Guitarra, Fenn Music (1992), Variações, World Network/WDR (1993), Música de Guitarra Inglesa, BMG/RCA Classics (1998), Memórias da Guitarra Portuguesa, Tradisom (2003) und Guitarra Diversa, Mastermix (2004).

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